Pädagogisches Konzept / 5-6-jährige Kinder
Der Kindergarten hat in seinem institutionellen Rahmen nicht nur die Pflicht
(verpflichtendes Kindergartenjahr für Kinder von 5-6 Jahren), sondern bietet vor allem
optimale Möglichkeiten für die individuelle und vielschichtige Förderung in den im
Folgenden beschriebenen Kompetenzbereichen, um Kinder nicht nur auf den
Schulbesuch vorzubereiten, sondern auch Fähig- und Fertigkeiten zu vermitteln, die
quasi das "Handwerkszeug" zur Bewältigung der vielen Anforderungen im Leben
bzw. die Grundlage für ein möglichst erfülltes, selbstbestimmtes und zufriedenes
Leben darstellen. Das Erlernen dieser Fähigkeiten soll natürlich die Transition in den
Schulbetrieb erleichtern aber auch konkret forcieren.
Im Vordergrund der didaktischen Maßnahmen steht alters- und
entwicklungsentsprechend das spielerische Lernen unter Berücksichtigung des
individuellen Förderbedarfs.
Pädagogische Orientierung
Ausgehend vom Kind als ein kompetentes, aktiv u. passiv lernendes Individuum,
schaffen wir im Kindergarten die Grundvoraussetzungen, die es dem Kind möglich
machen, seine Bildungsprozesse auch konstruktiv mitzugestalten – Details: siehe
allgemeines pädagogisches Konzept.
Das verlangt dem pädagogischen Personal viele Fähig- und Fertigkeiten ab –
abgesehen von fundierter Bildungskompetenz (weit gefasstes Allgemeinwissen,
Bereitschaft, sich neues Wissen anzueignen u. in der Arbeit mit den Kindern auch
adäquat umsetzen können …) u.a. ein hohes Maß an Spontaneität und Flexibilität
sowie Einfühlungsvermögen und hohe Kompetenz beim Eingehen auf die
individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes
Bildung und Kompetenzen
Aufbauend auf die bereits vermittelten Bildungsinhalte und Kompetenzen während
der vorangegangenen Kindergartenjahre (siehe allg. pädagogisches Konzept),
verlagert sich der Schwerpunkt im letzten Kindergartenjahr insbesondere auf die
Förderung der lernmethodischen und der Metakompetenz (s.u.). Vorrangiges Ziel ist
insbesondere die Fähigkeit der grundlegenden Selbstreflexion, die wir als einen
bewusst-machenden Prozess verstehen, wozu wir die Kinder auf verschiedene
Weisen anregen und sie dabei kontinuierlich unterstützen, ihnen aber keinesfalls die
Möglichkeit vorwegnehmen, eigene Lösungsansätze bei Problemen zu finden.
Im Zuge dessen ist auf emotionaler Seite auch der kompetente Umgang mit
"Niederlagen" bzw. nicht ganz so gelungenen Lösungen und deren Konsequenzen
von wesentlicher Bedeutung.
(Stichworte: Frustrationstoleranz/Resilienz, Ermunterung zur Entwicklung einer
positiven Einstellung zu einer unermüdlichen Arbeitshaltung sowie der Förderung
kreativer Lösungsansätze bei anfänglich "unmöglich" scheinenden
Problemstellungen u.v.a.)
Nur über einen ganzheitlichen Ansatz ist es möglich, die einzelnen Fähig- und
Fertigkeiten, die das Kind im Lauf seiner ersten 5 Lebensjahre entwickelt hat, auch
miteinander in Verbindung zu bringen, zu vernetzen und sinnvoll miteinander zu
kombinieren.
Der Erwerb / die Aneignung von Kompetenzen sowie deren sinnvolle Umsetzung ist
ein ungemein weites Feld – heute wird dies als lebenslanger Lernprozess verstanden
und in diesem Bewusstsein möchten wir den Kindern möglichst vielfältiges
"Handwerkszeug" vermitteln, um sie in ihrem autonomen und selbstverantwortlichen
Sein zu unterstützen und dieses vor allem zu ermöglichen. – Denn nur wer seine
Kompetenzen kennt und zu nützen weiß, kann flexibel und angemessen in
unterschiedlichen Situationen handeln und wird so imstande sein, seine eigenen
Ziele zu erkennen bzw. zu setzen und letztlich zu erreichen.
Förderung der Selbst-, Sozial- u. Sachkompetenz
Selbstkompetenz
Die Kindergartenpädagogin wird dem Kind helfen, selbstständig Mankos zu
entdecken und zu reflektieren (z.B. indem sie authentisch u. aufrichtig gemeinsam
mit dem/n Kind/ern reflektiert bzw. diese/s an Fehler, Missstände, Probleme …
behutsam heranführt) und diesem (manchmal emotional schmerzlichen) Prozess
ausreichend Raum und Zeit gibt. Gleichzeitig wird sie die Kinder gezielt, aber auch
situativ ermutigen, nicht stehen zu bleiben, sondern es entweder noch einmal zu
versuchen bzw. einen neuen Lösungsansatz zu finden.
Wesentlich für die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Entwicklung eines positiven
Bildes von sich selbst ist nicht zuletzt auch die Sicherheit und die Erkenntnis, dass
Scheitern nicht nur erlaubt, sondern manchmal auch nötig ist, um einen besseren
Lösungsansatz zu finden – dafür ausreichend Raum, Zeit und Verständnis
aufzubringen, ist eine große Herausforderung für jede Pädagogin und verlangt ihr
selbst ein hohes Maß an Selbstverständnis und Toleranz gegenüber sich selbst,
umgeben von einer Gesellschaft, die erfolgs- und ergebnisorientiert ist, ab.
Zur Selbstkompetenz gehört im Weiteren selbstverständlich auch die Erkenntnis,
dass alles Tun Konsequenzen hat – damit eng verknüpft ist, Verantwortung für sich
selbst und seine Handlungen zu übernehmen, im Guten wie im Schlechten; bei
Letzterem steht das Prinzip der Wiedergutmachung im Vordergrund und die
Verantwortlichkeit und Lernfähigkeit, dies beim nächsten Anlass positiver zu meistern
und in weiterer Folge auch auf ähnlich gelagerte Ereignisse, Problemstellungen
übertragen zu können.
Dies bedeutet, aber auch dass den Kindern eine Möglichkeit geboten wird ihre
Resilienz bzw. Frustrationstoleranz zu erweitern und Bewältigungsstrategien zu
„erlernen“
Unterstützende Medien/Methoden sind dabei das Erzählen von entsprechenden
Geschichten, das Vorstellen geeigneter Bilderbücher (Anna und die Wut. Du bist
schuld – nein, du. u.v.a.), Rollen-spiele, gemeinsame Gespräche ebenso wie "unter
vier Augen", Spiele wie z.B. "Spiegel-Spiel", „Wutpolster“ etc.
Sozialkompetenz
Indem die Pädagogin allen Kindern die Möglichkeit bietet, sich an der Lösung von
verschiedenen Aufgaben, Problemen etc. auch gemeinsam zu beteiligen bzw. sich
aktiv regelmäßig am Gruppenleben durch die selbstständige Erledigung kleiner
Aufgaben im Alltag zu engagieren, legt sie den Grundstein für kooperative
Zusammenarbeit und das Übernehmen sozialer Verantwortung dem einzelnen
Gruppenmitglied gegenüber.
Vor allem verschiedene gezielt eingebrachte Geschichten, Bilderbücher und
Rollenspiele eignen sich hervorragend, die Empathie / das Mitgefühl bewusster zu
entwickeln. – Dazu kann z.B. auch eine Bildgeschichte – mit offenem Ende od.
vorgegebenem Schluss – auf einem Plakat (ähnlich wie Wandzeitung gestaltet)
eingesetzt werden, wodurch nicht nur die Sprachkompetenz und narrative
Fähigkeiten gefördert werden, sondern vor allem auch die Fähigkeit, sich in andere
hineinzuversetzen und einzufühlen (Vater und Sohn. u.v.a.) bzw. Rollenspiele mit
Gefühlswürfel, Gefühlsmasken … etc.
So erarbeiten wir mit den Kindern spielerisch die sozial-kommunikative Kompetenz
ebenso wie Empathie, die sie auf den Übergang in die Schule und die neue soziale
Struktur vorbereiten.
Sachkompetenz
Im Laufe ihres fünfjährigen Daseins haben die Kinder viel Detailwissen erworben – im
letzten Kindergartenjahr ist nun die Zeit gekommen, diese vielfältigen "Farbtupfer"
miteinander zu verknüpfen und zu einem Bild zusammenzufügen. Durch das
Anbieten vielfältiger Materialien und Anreize bietet sich durch die Wiederholung
(teilw. ohnehin wiederkehrender Themen) den Kindern im letzten elementaren
Kindergartenjahr (kurz: KLEK) auf der Basis ganzheitlicher Erfahrungen im direkten
Umgang damit die Möglichkeit, ihre Sachkompetenz zu erweitern.
Auch der verbale Austausch in Sachgesprächen, rund um Wandzeitungen, während
des Experimentierens u.v.a. baut die Sachkompetenz der KLEK nach und nach aus.
Das zur Verfügung stellen sowie gemeinsame Betrachten und Besprechen von
Sachbüchern, die den Kindern jederzeit frei zugänglich sind, rundet das
Wissensangebot ab.
Indem die KLEK-Kinder durch die Kindergartenpädagogin bspw. durch Mitgestaltung
und Mithelfen bei traditionellen Kulturtechniken eingebunden werden (allg. und
spezielle Aufgaben regelmäßig übernehmen – z.B. Tischdecken, einem jüngeren
Kind beim Einräumen helfen etc.) wird der Erwerb von Kulturtechniken
herausgebildet (ausdifferenziert).
Vor allem unsicher, aber auch extrem stark gebundene Kinder leiden darunter ganz
besonders, wobei bei ihnen die Trennungsangst überwiegt. Für sie steht die
Vertrauensfrage (Stichwort: mangelndes Urvertrauen) im Vordergrund – neben der
Stärkung des Selbstvertrauens können gruppendynamische Spiele, die das
Vertrauen in die anderen stärken (sich blind von einem Kind, das nicht zu seinem
Freundeskreis gehört, führen lassen; sich in die Arme der anderen im Kreis fallen
lassen …), diesen Kindern helfen, das Urvertrauen in andere Menschen wieder
zurückzugewinnen. Dabei darf einem Kind nie mehr zugemutet werden, als es
bewältigen kann.
Bei sicher gebundenen Kindern überwiegt zumeist die Trauer, die sich sehr individuell
und verschiedentlich äußern kann.
Im Weiteren helfen Rollenspiele, Bilderbücher, Geschichten … und Gespräche.